„Betrachtet wir das Luftbild einer zerfransten Küstenlinie ohne Größenangabe, wissen wir nicht, ob der Abschnitt einen, zehn oder hundert Kilometer lang ist. Dieses identische Aussehen bei unterschiedlicher Vergrößerung wird „fraktal“ genannt. Und diese Eigenschaft ist in der Natur auffallend häufig: Man denke nur an den fluffigen Rand einer Wolke oder die Art, wie ein Zweig an der Spitze eines Asts die Form des ganzen Baums nachahmt, oder an die vielfache Verzweigung der Bronchien in der Lunge. Tatsächlich wurden Fraktale als die „Geometrie der Natur“ bezeichnet. Viele natürliche Fraktale sehen auf den ersten Blick ungeordnet aus: Der Umriss eines Baumes oder Berges weist keine exakte Symmetrie auf. Doch die fraktale Eigenschaft enthüllt eine Art „verborgene Logik“ in dem Muster: Darin steckt eine hierarchische Wiederholung derselben Grundform in immer kleiner werdenden Maßstab.“ aus: Philip Ball, Designed by Nature, Die Natur als genialer Gestalter, Konrad Theis Verlag, 2016, Seite 48